„Ich gehe in den Kindergarten“ – aber ab wann? Das ist eine wichtige Frage. In meinem neuen Pauli-Buch ist das schwarze Schäfchen schon „groß genug“ (also alt genug) und findet den Kindergarten wunderbar. Aber welches Alter ist nun „groß genug“?
Der Trend heute geht in eine Richtung, die mir nicht gefällt. Zweijährige, manchmal auch Einjährige, mit Windeln und Schnuller werden an der Kindergartentür abgegeben – und oft erst nachmittags oder abends wieder abgeholt. Wer glaubt, dass das wirklich gut ist für die Kinder?
Mir liegen gerade die Kleinen so am Herzen. Deshalb dieser Blogbeitrag.
Bitte überlasst eure Kinder nicht den Händen anderer Erzieher oder Erzieherinnen, bevor sie drei – oder besser noch: vier – Jahre alt sind. Glaubt nicht, dass sie im Kindergarten irgendwie mehr gefördert werden oder besser aufgehoben wären als bei ihrer Mama oder ihrem Papa. Ich weiß, ich lehne mich hier weit aus dem Fenster, aber ich möchte so gerne jene ermutigen und bestärken, die ihre Zeit und Energie ihren kleinen Kindern schenken, mit ihnen spielen, den Alltag gestalten, sie entspannt die Natur entdecken lassen und diese ganz spezielle Kleinkindzeit als das sehen und erleben, was sie ist: eine superanstrengende Zeit, aber auch eine der reichsten und wunderbarsten Zeiten des Lebens.
Die Basis, die du, liebe Mama, du, lieber Papa, deinem Kind in den ersten drei Jahren mitgeben kannst, ist in keinem Kindergarten so stabil baubar wie bei dir zu Hause. Aus einem Vortrag von Dr. Christa Meves über die ersten drei Lebensjahre nahm ich mit, dass sogar nachweislich im Gehirn eines sicher gebundenen und zu Hause sein dürfenden Kindes mehr Gehirnverbindungen gebildet werden. Liebe Mama, lieber Papa – auch wenn ihr vermutlich keine pädagogische Ausbildung habt –, ihr seid trotzdem die allerbesten Begleiter eures kleinen Schatzes in den ersten drei Jahren. Das ist vielleicht nicht modern und das kostet auch etwas. Aber ich halte es für die Wahrheit.
Ich entschuldige mich schon jetzt bei allen, die aus der Not heraus ihr Kind schon mit ein oder zwei Jahren in den Kindergarten geben möchten oder gegeben haben. Ich weiß, dass es schrecklich schwierige Situationen gibt – zum Beispiel bei Alleinerziehenden oder wenn es Krankheitsfälle oder sonstige nicht zu bewältigende Umstände gibt. Dann ist der Kindergarten natürlich eine großartige Hilfe! Aber es mag auch Mamas und Papas geben, die einfach dem Trend und Grundtenor unserer Zeit folgen, der laut schreit: „Gebt uns eure Kinder! Wir beaufsichtigen und erziehen sie für euch!“
Ich schreibe hier, um dieser Stimme meine Stimme entgegenzusetzen (nicht so laut, aber von Herzen):
„Zum gesunden Aufwachsen brauchen deine Kleinkinder eine sichere, zärtliche Bindung an Mama und Papa. Sie brauchen Zuwendung, Zeit, um zu spielen und in der Natur zu sein und, wenn möglich, Geschwister zum sozialen Lernen. (Streiten und sich versöhnen lernt sich nun mal am besten mit Brüdern und Schwestern.)
Dann aus dieser emotionalen Sicherheit heraus mit vier Jahren in den Kindergarten zu kommen ist ein wichtiger und schöner Schritt für das Kind. Denn es kann in diesem Alter nun entdecken: Ich kann schon unabhängig von meinen Eltern sein. Ich schaffe das. Ich bin schon groß. Das stärkt den Selbstwert und dieses Grundgefühl, etwas im Leben durchstehen zu können, auch wenn es zuerst schwierig erscheint. (Wie schwierig das für ein Kind ist, ist individuell natürlich sehr unterschiedlich.)
Dem Schäfchen Pauli in meinem neuen Buch fällt es zuerst schon schwer, sich von seiner Familie zu trennen. Aber er darf dann entdecken, dass es toll ist im Kindergarten. Er hat die Möglichkeit, mit Gleichaltrigen zu spielen, Spaß zu haben, Neues zu lernen und selbständiger zu werden.
Und was ich im Buch „Pauli geht in den Kindergarten“ in der Geschichte mit dem Schneckenhaus andeute, ist – finde ich – eine wichtige Sache für alle Eltern, die an Jesus glauben:
Durch euren eigenen Glauben und eure Zuversicht könnt ihr euren Kindern vermitteln, dass es ja gar nicht alleine in den Kindergarten geht. Jesus, unser guter Hirte, unser Freund und Heiland – er geht mit! Er ist bei dem Kind in jeder Minute. Es ist niemals allein, sondern immer geliebt und begleitet.
Vor Jahren hat mal ein kleines Mädchen bei einem Wettlauf ein KISI-T-Shirt getragen und den Eltern mitgeteilt: „Ich ziehe das KISI-T-Shirt an, weil ich dann weiß: Ich laufe nicht allein. Jesus läuft mit.“
Liebe Birgit,
vielen Dank für deinen Mut. Du sprichst mir sehr aus dem Herzen und ich teile voll und ganz deine Meinung. Es ist ja auch schon längst bewiesen, welch negative Konsequenzen es hat, wenn Kinder in den ersten Lebensjahren keine Bindung zu ihrer festen Bezugsperson – im Idealfall natürlich Mama und Papa – aufbauen können. Diese Stimmen, diese Studien kommen leider selten oder gar nicht an die Öffentlichkeit.
Und ich kann auch nur aus eigener Erfahrung mit unseren 5 Kindern bestätigen, wie schön die Zeit mit den Kleinkindern ist. Anstrengend, aber wunderbar und nie mehr zurückholbar. Nutzen wir sie und ermutigen die jungen Mütter, auf ihre innere Stimme zu hören und diese Zeit zu genießen, wenn es die äußeren Umstände irgendwie möglich machen.