Wahrheit – ein bleibender Wert

21. Februar 2018 , In: Familie, Kinder- und Jugendarbeit, Leben, Pädagogik , With: 2 Comments
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Als unsere drei Kinder noch klein waren, besuchten wir einmal ein Schwimmbad. Sicher, die Eintrittspreise waren hoch – doch unsere Kinder waren noch unter sechs Jahren und bekamen daher freien Eintritt. Beim Anstellen an der Kassa hörte ich, wie eine Mutter zu ihrem Kind sagte: „Du bist fünf Jahre alt. Sag an der Kassa, dass du fünf bist.“ Das Kind protestierte: „Ich bin aber schon sechs.“ „Das ist egal. Tu was ich sage.“

Dieser Dialog ging mir noch lange im Kopf herum. Um ein paar Euro zu sparen, forderte diese Mutter ihr Kind zur Lüge auf. Schlecht investiert, hätte ich ihr sagen können. Wahrscheinlich hätte sie mich aber nur ausgelacht. „Einmal ist keinmal. Das merkt sich das Kind doch nicht mal.“ Doch. Ich glaube, ein Kind merkt sich sehr vieles. Deshalb dieser Blogbeitrag.

Die wirklichen Helden

Ich bin überzeugt, wir brauchen in unserer Welt Menschen, die verlässlich sind und zur Wahrheit stehen. Die Wahrheit als Wert erkennen. Das sind unsere wirklichen Helden. Ein Beispiel: Vor vielen Jahren wurde meine Freundin aus dem Bibelkreis von ihrem Chef aufgefordert: “Wenn jemand anruft, sagen Sie, ich bin nicht da.“ Er blieb aber da. Als Chefsekretärin hatte meine Freundin einen guten Job. Dennoch weigerte sie sich, für ihren Chef zu lügen und teilte ihm das auch mit. Zuerst war er verärgert. Natürlich bangte sie um ihren Arbeitsplatz. Doch als überzeugte Christin wollte sie zur Wahrheit stehen. Der Chef erkannte schließlich den großen Wert einer Sekretärin, die wohl auch ihn niemals anlügen würde, und meine Freundin behielt ihren Job. Ich fand das damals sehr mutig. Und entschloss mich, als ich gläubig wurde, nicht mehr zu schummeln. Denn auch Schummeln bei Prüfungen in der Schule und an der Universität (ein „Kavaliersdelikt“ in Österreich) ist Lügen – Vortäuschen einer Leistung, die ich gar nicht wirklich erbringe.

Liebe zur Wahrheit vorleben

Wie also können wir Eltern und Erzieher unsere Kinder in Liebe zur Wahrheit heranwachsen sehen? Nur indem wir selbst konsequent niemals lügen; auch nicht, um ein paar Euro zu sparen; auch nicht bei der Beschreibung eines Versicherungsfalles und auch nicht, indem wir so tun, als hätten wir das Christkind gesehen. (Wir haben unseren Kindern die Christkindgeschichte erzählt – aber immer als Geschichte, nie so, als wäre sie wahr. Während wir von der Geburt Jesu als Wahrheit gesprochen haben.) Wenn wir unseren Kindern etwas nicht sagen wollten, haben wir keine Lüge erfunden, um sie zufriedenzustellen, sondern haben ihnen die Wahrheit gesagt: „Das wollen wir euch nicht sagen. Das bleibt bei uns Eltern.“ Wenn wir gelogen haben, dann haben wir uns entschuldigt, Reue gezeigt und versucht, es wieder gut zu machen.

Wahrheit als Wert im Wertesystem

Wir können eigentlich nicht von einem 15-Jährigen erwarten, dass er uns die Wahrheit sagt, wenn wir ihn selbst als Kind belogen haben oder er uns beim Lügen beobachtet hat. Denn das Kind an der Warteschlange im Schwimmbad hat gelernt, dass es erlaubt ist, zum Geldsparen zu lügen. Warum sollte es also seiner Mama nicht sagen, dass die Jause drei Euro gekostet hat, aber in Wirklichkeit einen Euro für Süßigkeiten ausgeben und nur zwei Euro für die Jause? Genau das hat es ja an der Kassa gelernt …

Kleine Herzen brauchen die Verlässlichkeit der großen. Bis zum Alter von acht Jahren wird ein inneres Wertesystem aufgebaut. Bitte helft durch euer eigenes Beispiel (auch wenn es euch etwas kostet), dass diese wertvollen jungen Menschen Wahrheit als Wert in ihr Wertesystem einfügen können. Unsere Gesellschaft braucht das dringend.

    • MJ
    • 21. Februar 2018
    Antworten

    Wieder einmal ein superguter Beitrag Birgit! Habe gerade Gestern einen deiner Beiträge in unsere KISI Stunde eingebaut.
    Dankeschön, dass du die „Kavaliersdelikte“ und „Notlügen“ ansprichst.
    „Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns ja doch alles nach“ – wie wahr ist diese Aussage.
    Seien wir unseren Kindern dankbar, dass sie uns immer wieder einen Spiegel vorhalten 🙂

    • Eva
    • 21. Februar 2018
    Antworten

    Ich finde es auch heldenhaft,wenn wir zur Wahrheit stehen können, obwohl es vielleicht
    weh zu tun scheint.
    Da ist z.B. die Angst da,dass du draufzahlst, oder etwas verlierst, oder etwas nicht bekommst.
    Als ich noch Schifahren ging hab ich auch einmal mit der Liftkarte geschwindelt, weil sie mir zu teuer vorkam. Als ich dann erwischt wurde und der Schwindel aufflog,wurde ich damals zwar nicht bestraft, nur verwarnt. Aber ich hab mich darüber so sehr geschämt, dass ich mir vornahm sowas nie wieder zu tun.
    Es tat mir deshalb so weh, weil an den Liften freundliche, fleissige ehrliche Leute standen.
    Heute freu ich mich zwar immer noch, wenn ich sparsam leben kann, aber nicht auf Kosten anderer.
    Es tut so gut, wenn man sich bemüht ehrlich zu sein, auch in scheinbar kleinen Dingen.

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Birgit Minichmayr

Ich bin Birgit, glückliche Ehefrau und Mutter von drei ganz verschiedenen, wunderbar-einzigartigen Kindern. Ich liebe es Teil der KISI-Family zu sein, auf Tour mit "Ruth" zu gehen und die Schöpfung Gottes in ihren liebevollen Details zu bestaunen.